Kanada 08.07. - 15.08.2023

Städte, Flüsse, Meer

Eine interaktive Karte der Wohnmobil-Rundreise (zoom- und schiebbar mit klickbaren Details) findet man hier.

Eine interaktive Karte mit Fotos (zoom- und schiebbar mit klickbaren Details) findet man hier.


Einleitung

Nach 5 Jahren wurde es mal wieder höchste Zeit, das schöne Kanada zu besuchen. Nachdem wir im Jahr 2018 den Nordwesten der Provinz Ontario besuchten, stand dieses Jahr ein Besuch der östlichen Provinzen Quebec und New Brunswick sowie dem Nordosten der USA auf der Tagesordnung.

Die Flüge und das Wohnmobil hatten wir bereits im November 2022 gebucht und auch die Familie schon über unseren Besuchswunsch informiert, zusammen mit einer Liste mit der gewünschten Campingausrüstung. Auch die Einreisegenehmigungen für Kanada und die USA haben wir rechtzeitig im Internet beantragt und erhalten.

Anreise

Dank der zugebuchten Zuganreise zum Flughafen konnten wir uns entspannt am Samstag morgens um 11:00 Uhr von meinem Vater nach Siegburg zum Bahnhof bringen lassen um mit dem ICE in 25 Minuten nach Frankfurt zum Flughafen zu fahren. Beim Check-In gab es dann ein ernstes Problem: Die Einreisegenehmigungen wurden am Schalter kontrolliert, dabei stellte sich heraus, dass meine Genehmigung ungültig war. Versehentlich hatte ich beim Beantragen in der Passnummer anstatt einer Null ein "O" eingegeben. Es blieb mir nichts anderes übrig, als neben dem Check-In-Schalter eine neue Genehmigung per Smartphone zu beantragen und auf eine rasche Genehmigung zu hoffen. Zum Glück wurde die neue Erlaubnis nach wenigen Minuten bangen Wartens erteilt und wir konnten den Check-In fortsetzen.

Der Abflug erfolgte etwa eine Stunde später als erwartet, nach einem ruhigen Flug landeten wir aber pünktlich in Toronto.

Bei der Familie

Am Flughafen Toronto wurden wir von meinem Onkel und meiner Tante empfangen und zu deren Haus in der Nähe von Kitchener, etwa 100 km westlich von Toronto gebracht. Unterwegs wurde noch das obligatorische Ankunftsessen von Kentucky Fried Chicken abgeholt. Die nächsten Tage verbrachten wir mit meiner Tante und Onkel sowie den Cousinen und Cousins und deren Familien. So besuchten wir einen Escape-Room, in dem es darum ging, einen Campingplatz, in dessen Richtung ein Tornado zieht, rechtzeitig zu verlassen. Wir unternahmen auch einen Ausflug zur Kelso Conservation Area mit Ausgrabungen und Rekonstruktionen von Langhäusern der Ureinwohner und einen Besuch am Crawford Lake den nun Berühmtheit erlangt hat, weil man hier den Beginn des Anthropozäns festgemacht hat.

Außerdem standen als Vorbereitung für die bevorstehende Wohnmobil-Rundreise Einkäufe und Besorgungen an. Von Onkel und Tante wurden wir auch nach Milbank in ein mennonitisches Restaurant eingeladen.

Städte Teil 1 (Ottawa, Montreal, Quebec)

Am Mittwoch hieß es dann alle Koffer mit Kleidung und diverse Tüten mit weiterer Ausrüstung wie Camping-Stühlen, Angelausrüstung, Wäscheleine, diverse Küchenutensilien und einige Lebensmittel ins Auto packen und mit einem Abstecher zu einer deutschen Bäckerei in Toronto schließlich nach Bolton zum Wohnmobilvermieter zu fahren. Bei der Übernahme des Wohnmobils gab es dann noch ein Problem beim Abbuchen der Kaution von meiner Kreditkarte. Offenbar lag die Ursache darin, dass ich die Karte seit meiner Ankunft in Kanada noch nicht mit PIN genutzt hatte und deswegen bei der Abbuchung nicht akzeptiert wurde. Ein Telefonat der Vermieterin mit der Abrechnungsbank konnte das Problem schließlich lösen. Wie hatten für das Wohnmobil neben einer persönlichen Ausrüstung (Bettzeug, Handtücher) auch eine Fahrzeugausrüstung mit Kücheneinrichtung gebucht, so dass wir nur noch wenige Dinge ergänzen mussten. Nach dem Beladen des Wohnmobils (die leeren Koffer konnten wir im großzügigen Gepäckfach verstauen) fuhren wir erst mal ein kurzes Stück zu einem Walmart um uns bei einem Großeinkauf mit weiteren Lebensmitteln für die nächsten Tage einzudecken. Nun konnte die Fahrt richtig losgehen und wir fanden uns direkt im Stau um Toronto herum wieder. Langsam bewegten wir uns nördlich der Innenstadt entlang nach Osten, mit Verlassen des Stadtbezirks wurde der Verkehr flüssiger und wir erreichten Abends unser angepeiltes Ziel, einen Walmart am östlichen Stadtrand von Ottawa, wo wir kostenlos übernachten konnten.

Am nächsten Tag fuhren wir mit der U-Bahn ins Stadtzentrum um uns die Sehenswürdigkeiten wie das Parlamentsgebäude, die Schleusentreppe am Rideau-Kanal, die Kathedrale und die Byward Market anzusehen. In der Innenstadt wurden wir dann per Cell Broadcast insgesamt vier mal vor einem heranrückenden Tornado gewarnt und aufgefordert, gegebenenfalls Schutz zu suchen. Der Himmel war zwar bedeckt, ein Blick zum Horizont war aber mitten in der Stadt nicht möglich. Wir hatten zu dieser Zeit etwas Angst um das geliehene Wohnmobil und unser Hab und Gut, man kennt ja schließlich den Film "Twister". Schließlich gab es einen heftigen Regenguss mit Starkregen, aber keinen nennenswerten Wind. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass tatsächlich ein Tornado einen Außenbezirk von Ottawa etwa 20 km südlich von uns verwüstet hat und dabei 125 Häuser beschädigt wurden. Am späten Nachmittag kehrten wir zum Parkplatz zurück und setzten unsere Fahrt nach Montreal fort, wo wir ebenfalls auf dem Parkplatz eines Walmart kostenlos übernachten konnten.

Nach dem Frühstück fuhren wir mit der Metro in die Innenstadt fuhren und die Chapel Notre-Dame-Bon-Secours, das Chateau Ramezay, die Altstadt, die Kathedrale und das Eaton-Center besuchten. Nachmittags waren wir wieder am Wohnmobil und fuhren noch bis Trois-Riviere etwa auf halber Strecke zwischen Montreal und Quebec.

Am nächsten Tag legten wir die restliche Strecke nach Quebec zurück um dort an einem Supermarkt zu parken und mit dem Bus bis zur Altstadt zu fahren. Quebec ist die einzigen Stadt Nordamerikas mit einer erhaltenen Stadtmauer. Auf unserem Besuch besichtigten wir die Stadttore, Einkaufsstraßen und Altstadtgassen und das markante Hotel Fontenac. Nach unsere Rückkehr zum Wohnmobil überquerten wir auf der Pont de Quebec, der östlichsten Brücke über den Sankt-Lorenz-Strom den Fluss um fortan am südlichen Ufer entlang in Richtung Atlantik zu fahren. In Montmagny wollten wir eigentlich nur unser Abwasser entsorgen, fanden aber einen kostenlosen Stellplatz mit Ver- und Entsorgungseinrichtungen vor so dass wir auch eine Dusche nehmen konnten, bevor wir unsere Fahrt nach Cap-Chat fortsetzten. Hier ist der Strom schon rund 40 km breit und das gegenüber liegende Ufer nicht mehr zu erkennen. Wir übernachteten hier auf einem schönen Rastplatz direkt am Flussufer.

Gaspésie National Park

Als nächstes begaben wir uns in das Herz der Gaspé-Halbinsel auf eine Campingplatz im Gaspésie National Park. Hier unternahmen wir einige Wanderungen in herrlicher Natur mit zahlreichen Wasserfällen an wilden Flüssen. Auch ein Badeaufenthalt an einem Bergsee stand auf dem Programm.

Atlantikküste

Wir setzten unsere Fahrt nun Richtung Süden fort und bezogen nach einer Zwischenübernachtung bei Walmart in Miramichi einen Campingplatz im Kouchibuguac National Park an der Atlantikküste. Hier unternahmen wir eine kleine Wanderung, die aber sehr von Mosquitos geprägt war, aßen Hummer am Campingplatz und versuchten uns erfolglos im Angeln. Auch einen Schwarzbären und einen Biber bekamen wir hier zu sehen. Nach zwei Tagen stand ein Besuch der Hopewell Rocks an, dem Punkt auf der Erde mit dem höchsten Tidenhub. Da wir kurz nach Neumond (Springflut) da waren, konnten wir tatsächlich ein außergewöhnliches Naturschauspiel bewundern, sowohl bei Hochwasser, als auch am nächsten Morgen bei Niedrigwasser.

Fundy National Park

Nun änderte sich unsere Reiseroute Richtung Südwesten und nach einem kurzen Stück (und dem Kauf einer weiteren großzügigen Portion Hummer) ließen wir uns auf einem Campingplatz im Fundy National Park nieder. Hier war unser Aufenthalt von umfangreichen Wanderungen in toller Natur geprägt.

Städte Teil 2 (Boston, New York)

Nach dem Grenzübertritt in die USA, bei dem wir 45 Minuten in der Grenzstation verweilten und zahlreiche Fragen zu unserem beruflichen Hintergrund (inklusive Namen von Vorgesetzten und Schulleitung) und dem Ziel unserer Reise (es ist schwer, eine Adresse in den USA zu nennen, wenn man mit einem Wohnmobil reist und noch keinen Plan hat, wo man übernachten wird) beantworten mussten, setzten wir unsere Fahrt über Freeport, wo wir im Outlet-Center einige Kleidung kauften, nach Boston fort. Hie übernachteten wir auf einem Campingplatz südöstlich der Stadt und fuhren zur Stadtbesichtigung mit einer Pendlerfähre direkt ins Stadtzentrum. Am besten folgt man in Boston zunächst dem Freedom Trail, einem Wanderweg im Stadtzentrum, der viele wichtige Sehenswürdigkeiten verbindet und sehr prominent mit Ziegelsteinen oder Farbe auf dem Gehweg markiert ist.

Weiter ging die Fahrt zu einem Campingplatz nördlich von New York am Hudson River. Die Fahrt dorthin war auf den letzten 40 km sehr nervenaufreibend. Es gibt in der Umgebung von New York zahlreiche Autobahnen (in diesem Fall Parkways), die durch niedrige Brücken nicht für LKW passierbar sind. Unser Wohnmobil mit 12 Fuß Höhe gehörte auch dazu, obwohl das aus der Beschilderung nicht immer hervorging. Am Ende gingen uns die Routenalternativen aus und auch eine Nachfrage an einer Tankstelle half uns nicht wirklich weiter, auch wenn der Tankwart recht hilfsbereit war. Wir landeten schließlich an einer Brücke mit großen Warnschildern "Höhe 10 Fuß 10 Zoll" und mussten die Autobahn in einer etwas chaotischen Situation verlassen und umkehren. Eine nachfrage an einer Polizeistation ein paar Kilometer zurück brachte dann die Aussage, dass man trotzdem unter der Brücke herfahren kann, alle LKWs würden das auch so machen. Mit schwitzenden Händen haben wir uns dann doch unter die Brücke getraut und es hat gepasst. Das Schäden durch niedrige Hindernisse in den Versicherungsbedingungen des Wohnmobils ausgeschlossen waren trug sicher nicht zu unserer Beruhigung bei, aber schließlich haben wir es ja geschafft.

Für einen Tag fuhren wir mit einem Vorortzug direkt zur Central Station auf Manhattan und Sehenswürdigkeiten wie Battery Park, das World Trade Center (Denkmal und Aussichtspunkt auf One WTC), die Börse, 5th Avenue und Broadway, Time Square, Central Park und Central Station. Nach rund 30 km zur Fuß in der Stadt waren wir abends froh, wieder am Wohnmobil zu sein und setzten die Fahrt noch ein paar Kilometer fort um in Newburgh mal wieder bei einem Walmart zu übernachten.

Finger Lakes

Nun ging es ins ländlich geprägte Gebiet im Norden des Staates New York zu den sogenannten Finger Lakes, elf langgestreckte, relativ schmale Seen. Wir übernachteten zwei Mal auf einem kostenlosen, sehr schönen Stellplatz im Sugar Hill State Forest und besuchten zwei State Parks mit eindrucksvollen Schluchten und Wasserläufen mit zahlreichen Wasserfällen.

Niagara Falls

Nun war es nur noch ein kurzes Stück, bis wir in Buffalo den Niagara überschritten und wieder kanadisches Staatsgebiet betraten. Der Grenzübertritt war problemlos und in wenigen Minuten erledigt. Nach einer Übernachtung bei Walmart in Fort Erie begaben wir uns am nächsten Tag nach Niagara Falls, wo wir uns mit meiner Brieffreundin Kim und ihren beiden Söhnen am Haus ihrer Schwiegermutter trafen. Nachdem wir uns bei Pizza gestärkt hatten stand zunächst der obligatorische Besuch der Wasserfälle auf dem Programm. Es ist immer wieder beeindruckend, dieses Naturschauspiel zu betrachten, auch wenn sich dort große Menschenmassen tummeln. Anschließend begaben wir uns auf eine sehr viel einsamere und naturbelassene Wanderung in der tiefen Niagara-Schlucht unterhalb der Wasserfälle, bevor wir zum Abendessen bei Kims Schwiegermutter einkehrten. Für den Abend hatte Kim ein ganz besonderes Highlight organisiert: Eine Bootsfahrt im Boot ihres Schwagers im Sonnenuntergang oberhalb der Niagarafälle. Hier hatten wir auch die einmalige Gelegenheit, bei deutlichem Nervenkitzel in der starken Strömung des Niagara bei überraschenden 29 Grad Wassertemperatur zu schwimmen. Wir befanden uns etwa 2 km oberhalb der Wasserfälle und die Strömung war so stark, dass ein Gegenanschwimmen nicht möglich war. Nur eine Fangleine 20 Meter hinter dem Boot trennte uns vom Abgrund, es wäre nicht möglich gewesen, den Anker so schnell zu lichten und einen Schwimmer wieder mit dem Boot einzusammeln. Einzige Möglichkeit wäre gewesen, ans Ufer einer Insel zu schwimmen, auf der Insel zur Spitze zu laufen und von dort schwimmend wieder das Boot zu erreichen. Ein echtes Abenteuer!

Bei der Familie Teil 2

Nach einer Nacht in der Einfahrt von Kims Schwiegermutter begaben wir uns auf der letzten Etappe unserer Rundreise zurück zur Vermietstation in Bolton nördlich von Toronto. Wir gaben das Wohnmobil mit vollem Propan- und Kraftstofftank ab, jedoch waren die Abwassertanks noch gut gefüllt. Wir hatten uns entscheiden, nicht zeitintensiv nach einer Entsorgungsmöglichkeit zu suchen, sondern die vertraglich vereinbarte Entsorgungspauschale in Kauf zu nehmen.

Diese wurde uns bei Rückgabe jedoch erlassen, vielleicht weil wir einige kleinere Schäden (loser Außenspiegel mit Klebeband fixiert, Badezimmer-Armatur hat sich gelöst, Schubladen und Badezimmertür öffnete sich während der Fahrt) nicht reklamiert haben.

Insgesamt haben wir auf der Rundreise 4.800 km mit dem Wohnmobil zurückgelegt.

In Bolton wurden wir von Onkel Edmund und Tante Julie abgeholt und nach Kitchener gebracht.

Die nächsten Tage verbrachten wir mit Besuchen der Verwandtschaft in Kitchener und Oshawa, bevor Carola und Maren wegen dem Ende der Schulferien den Rückflug antreten mussten. Ich bin noch eine Woche länger geblieben, um die Goldhochzeit von Edmund und Julie, zusammen mit meinen in dieser Woche angereisten Eltern und Tante sowie zahlreichen Verwandten und Freunden der Familie zu feiern. Die Zusatzwoche habe ich auch für Ausflüge mit einer Cousine nach Toronto, nach Hamilton in ein Flugzeugmuseum und mit einem Cousin in einen Schmetterlingspark genutzt. Außerdem besuchte ich mit zwei Cousins und ein paar Freunden ein Rockkonzert in Kitchener.

Kosten

Hier eine Übersicht der angefallenen Kosten:

Miete Wohnmobil 5150,94
Flüge 3489,88
Tanken Wohnmobil 1253,51
Lebensmittel 701,87
Campingplätze 385,79
Öffentlicher Transport 193,38
Eintritt 180,72
Kommunikation 100,00
Campingartikel 98,79
Einreisegebühren 94,53
Geschenke 35,52
Maut, parken 11,10
Summe 11.812,70

Das Tanken des Wohnmobils ist trotz günstigerer Preise als in Deutschland ein großer Posten, da das Wohnmobil im Schnitt 24,5 l auf 100 km verbraucht hat. Deshalb, und wegen der dunkelen Inneneinrichtung habe es liebevoll "schwarzes Loch" genannt...


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